Hundeurin
Wenn dem Hund ein Malheur passiert ist,
„Die Deutschen lieben ihr Haustier“, sagt Jafar Zahiri, und das kann einem wertvollen, handgeknüpften Teppich zum Verhängnis werden.
Kratzspuren, abgebissene Fransen oder Flecken auf der edlen Webware sind in einem Hundehaushalt oft unvermeidbar.
Der Urin des zotteligen Hausgenossen hinterlässt unschöne gelbe Ränder auf dem Perseroder Nepalteppich.
Wer versucht, dem Fleck mit Teppichschaum oder Reinigungspulver zu Leibe zu rücken, wird scheitern.
Ein klarer Fall für Teppichrestaurator Jafar Zahiri. Der 50-Jährige kommt aus dem Iran und lebt seit zwanzig Jahren in Deutschland.
Er repariert und säubert wertvolle, handgeknüpfte Teppiche. Wenn er gerufen wird, dann hat der edle Flor meist einen Wert
von mehreren tausend Euro und einen Fleck. Gegen Hundeurin hat Jafar Zahiri eine Rezeptur entwickelt, mit der er ohne Schaden
für den Teppich Flecken vollständig entfernen kann. Was es genau ist, das Urin neutralisiert, verrät er nicht, Geschäftsgeheimnis.
„Früher hat man eine aggressive Säure verwendet, die der Wolle zusetzt“, sagt er. Der Teppichflor war nach der Säurekur deutlich
niedriger, die Haltefäden waren nahezu aufgelöst, sodass das behandelte Stück mit der Zeit einfach auseinanderfiel.
Seit 38 Jahren sieht er sich als Behüter der Teppiche, ein Handwerk, dass er auf dem Basar in Teheran lernte. „Jedes Stück erzählt eine
Geschichte.“ In Feinarbeit rekonstruiert Zahiri Löcher oder verschmutzte Flächen, oft müssen Teile mit passender Wolle und Farbe neu geknüpft
und feine Muster ergänzt werden. Reinigungsmittel arbeitet er mit einem dünnen Pinsel, manchmal sogar mit einem Zahnstocher
in die Strukturen des Teppichs. Jafar Zahiri kommt zu seinen Kunden nach Hause, begutachtet den Teppich und transportiert
ihn dann in seine Werkstatt in Köln Neustadt-Nord. Es kann bis zu zwei Wochen dauern, bis ein Fleck verschwunden ist.
Eine Restauration ist viel Arbeit, die entsprechend entlohnt werden muss. Aber bei handgeknüpften Teppichen für
10 000 Euro sind viele gern bereit, 500 Euro für die Restauration zu zahlen – und dem Hund für sein Malheur zu verzeihen.